70 Jahre Presseclub Karlsruhe

Geburtstagsfeier als Familienfest

Der Rückblick in die Historie fiel bewusst kurz aus, als der Presseclub Karlsruhe seinen 70. Geburtstag feierte. Die eigentlichen Schwerpunktthemen betrafen Gegenwart und Zukunft der Branche. Redakteure, Journalisten und Pressesprecher waren eingeladen, den Wandel in der Medienlandschaft zu reflektieren. Bei dieser „Familienfeier“ blieb man weitgehend unter sich und konnte so im Marstall der Musikhochschule Karlsruhe Klartext reden, professionell moderiert von Fernsehmann Markus Brock.

Markus Brock und Irmgard Duttenhofer (Foto: Felix Doll)

Ganz bewusst habe man sich für die Musikhochschule als Veranstaltungsort entschieden, so Presseclub-Vorsitzende Irmgard Duttenhofer. Hausherr Jürgen Christ, Leiter des Instituts für Musikjournalismus, machte deutlich, wie crossmedial die Studenten dort auf ihren Arbeitsalltag vorbereitet werden. „Dafür kommen alle nahtlos bei Print und Rundfunk unter“, freute er sich für die Absolventen.

Markus Brock und Jürgen Christ (Foto: Felix Doll)

Für die Anfänge des Presseclubs waren die Badischen Neuesten Nachrichten und Verleger Wilhelm Baur maßgebend. Kaum war die Tageszeitung nach dem Krieg lizensiert, schlossen sich auch schon die Redakteure aus Karlsruhe und Umgebung zum Berufsverband zusammen. Das verschaffte dem Karlsruher Club den Vorsprung in Deutschland.

Die Redakteure liebten ihre Tagesarbeit, sie schätzten aber auch das Beisammensein im Kollegenkreis. Vom Feierabendbier bis zum rauschenden Presseball – die Zeitungsmacher wussten zu genießen. „Pressebälle sind überholt, das Bier trinkt man heute zuhause, die eigene Familie geht vor“, weiß Dr. Klaus Gaßner, Redaktionsleiter der Badischen Neuesten Nachrichten.

Markus Brock und Dr. Gaßner (Foto: Felix Doll)

Nicht nur die sozialen Kontakte haben sich verändert. Auch die Tageszeitung befindet sich im Wandel. Auf der einen Seite werden Newsrooms eingerichtet und die Digitalisierung vorangetrieben, auf der anderen Seite zieht die Stadtredaktion von der grünen Wiese an ihren innerstädtischen Nachkriegsstandort zurück. Die Nähe zu den Lesern hat noch immer Gewicht, weiß Gaßner.

Nähe trotz Digitalisierung macht auch für die Erste Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz Sinn bei der Arbeit des Presse- und Informationsamtes der Stadt Karlsruhe. Dabei seien externe Informationen für Presse und Öffentlichkeit nur die eine Seite der Medaille, ebenso wichtig sei die interne Kommunikation. Die Mitarbeiter müssen mitgenommen werden, begründet die Wirtschaftsbürgermeisterin den Prozess.

Erste Bürgermeisterin Luczak-Schwarz (links) überreichte ein Geschenk an die Vorsitzende Irmgard Duttenhofer und ihren Stellvertreter Markus Schneider (Foto: Felix Doll)

Rede-Europameister Klaus-Ulrich Moeller, selbst freier Journalist und Autor, legte den Finger in die Wunde und zeigte auf, wie sehr die Digitalisierung den Menschen verändere bzw. unnötig mache. Roboter ersetzen Kopf und Hände, implantierte Chips fungieren als Bankkarte, Datenbanken verdrängen Duden und Brockhaus. „Mobil, agil, debil“, war deshalb die Schlussfolgerung des Gastredners, der sich die Frage stellte, wie viel Neues der Mensch eigentlich ertragen könne.

Dr. Klaus-Ulrich Möller (Foto: Felix Doll)

Den Blick nach vorn richteten auch Irmgard Duttenhofer und ihr Stellvertreter Markus Schneider. Der Verein muss sich neu erfinden, sein Profil schärfen, weiß die Vorsitzende. Denn über die Jahrzehnte ist in Vergessenheit geraten, dass es sich beim Presseclub nicht um einen mildtätigen Verein, sondern um einen Berufsverband handele. Das ist ein Novum in Deutschland, so die Vorsitzende, „das eröffnet uns aber auch neue Perspektiven.“

Trotz Branchenverbands-Status nahm der Verein das Jubiläum zum Anlass, an fünf caritative Einrichtungen zu spenden. „Schließlich ist es üblich, dass es zum Geburtstag Geschenke gibt“, waren sich die Vorstandsmitglieder einig.

Historie zum 70. Geburtstag

Presseclub Karlsruhe e.V. feiert runden Geburtstag

Mit Schwung und neuen Aufgaben in die Zukunft
Er gehört zu den ältesten Presseclubs Deutschlands. Am 18. Juni 2019 feierte er seinen 70. Geburtstag: Der Presseclub Karlsruhe e.V

Zurück zur Stunde null
Kaum waren im Nachkriegs-Deutschland die Lizenzen für die Tageszeitungen vergeben, gründeten die hauptberuflichen Redakteure in Karlsruhe und Umgebung den Verein neu. Bereits 1910 existierte ein Vorgängerverein, der während der NS-Zeit verboten und aufgelöst wurde. Diese Erfahrungen und die Tatsache, dass sich BNN-Verleger Wilhelm Baur als Gründungspräsident zur Verfügung stellte, halfen dem Presseclub sehr schnell auf die Beine.

Allerdings schien die Zusammenarbeit innerhalb des Clubs keineswegs stressfrei. Zum 25. Geburtstag erklärte der damalige Vorsitzende in einem Interview: „In diesem Club treffen Individualisten aufeinander. Das sich Einfügen in eine Gemeinschaft fällt in der Tat gerade Journalisten nicht ganz leicht.“

Mögen bei den Clubtreffen die Diskussionen lebhaft und kontrovers gewesen sein, so war es doch selbstverständlich, sich abends zu treffen und den Arbeitstag gemeinsam ausklingen zu lassen. Feiern konnten sie alle. Das spiegelt auch die Vereinssatzung wider. Der Gründungszweck diente ursprünglich nur dem geselligen Beisammensein. Die Pressebälle waren legendär. Es war das gesellschaftliche Ereignis des Jahres in Karlsruhe. Menschen mit Rang und Namen mussten sich dort sehen lassen.

Die dabei erwirtschafteten hohen Einnahmen wurden gespendet. So erwuchsen dem Verein neue Aufgaben. Inzwischen war es auch selbstverständlich, „Treffen zur Förderung geistiger Aktivitäten“ zu organisieren. Gemeint waren Veranstaltungen mit Interviewgästen aus Wirtschaft und Politik.

20 Jahre nach der Gründung findet sich im Vereinsregister der Vermerk: „Die Satzung ist am 16. Februar 1949 errichtet, inzwischen mehrfach geändert und vollkommen neu gefasst.“

So ist der Presseclub Karlsruhe e.V. heute aufgestellt
Ursprünglich stand der Verein ausschließlich hauptberuflichen Redakteuren offen. Das hat sich gewandelt. Denn es sind neue Berufsgruppen entstanden. Heute sind in diesem Verein Redakteurinnen und Redakteure, Journalistinnen und Journalisten, Pressesprecherinnen und Pressesprecher, Öffentlichkeitsarbeiterinnen und Öffentlichkeitsarbeiter vertreten. Dieser Branchen-Mix macht das Vereinsleben interessant und lebendig. Letztendlich arbeiten alle in der Medienbranche.

Leider ist über die Jahrzehnte das Wissen verloren gegangen, dass es sich beim Presseclub Karlsruhe e.V. nicht um einen rein mildtätigen Verein, sondern um einen Branchenverband handelt. Daraus resultieren neue Aufgaben. Jetzt gilt es, das Profil des Clubs zu schärfen und neue Angebote für die Mitglieder an diesem Auftrag auszurichten.

Wie gestaltet der Presseclub seine Zukunft?
Vieles hat sich bereits in den vergangenen zwei / drei Jahren verändert:
Die abendlichen Treffen wurden durch Frühstücksgespräche ersetzt. Dieses neue Format passt hervorragend in den Arbeitsalltage der Mitglieder. Im Vordergrund der Treffen stehen branchenspezifische Themen.

Die Vernetzung mit anderen Presseclubs greift seit dem Jubiläumsjahr deutschlandweit und die Zusammenarbeit mit anderen Branchentreffs in Karlsruhe und Umgebung hat sich bereits bewährt.

Fortgesetzt wird der Schülerzeitungswettbewerb. Er wird im kommenden Jahr zum dritten Mal angeboten.

Vorbereitet wird aktuell eine Fortbildungsreihe, um Vereine aktiv bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.

Eine selbst organisierte Reise nach Berlin im Jubiläumsjahr hat gezeigt, wie nutzbringend dieses Angebot für die Clubmitglieder ist. Diese Bildungsreisen sollen fortgesetzt werden.

Der Verein wird für Blogger, Youtuber und Influencer geöffnet, die allerdings hauptberuflich journalistisch arbeiten müssen. Dadurch soll fundiertes und praxisnahes Wissen zu neuen Medien und Netzwerken in den Verein getragen werden.

                                                                                                          Irmgard Duttenhofer