In eine bunte Welt der Vielfalt und Frische taucht ein, wer den Großmarkt in Karlsruhe besucht. Dort erwartet den Besucher ein schier unerschöpfliches Angebot an heimischen bis hin zu expotischen Waren, die für den Wiederverkauf bestimmt sind. Eine Qualität und Quantität, die an das märchenhafte Schlaraffenland erinnert.
Dabei ist morgens um 6 Uhr der Verkauf bereits weitgehend abgeschlossen. Auf den Verkaufsflächen ist Ruhe eingekehrt, als Mitglieder des Presseclubs Karlsruhe durch die Markthallen schlendern. Die Kunden haben längst ihre Lieferwagen bestückt und sind auf dem Weg zu ihren Verkaufsständen auf den Wochenmärkten und in ihre Einzelhandelsgeschäfte. Dort können wenig später die Endverbraucher die Qualitätsware vom Großmarkt kaufen: Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst, Spezialitäten, Blumen. Die hohen Stapel an leeren Transportbehältern lässt bereits erahnen, welche logistische Meisterleistung hier bereits Stunden zuvor erbracht wurden. Axel Pallmer und Armin Baumbusch führen die Gruppe durch Markthallen und Freigelände. Es riecht angenehm nach frischer Ware, alles ist ansprechend dekoriert und sauber präsentiert. Nichts weist darauf hin, dass noch kurze Zeit zuvor in diesen Räumen buchstäblich „der Bär steppte“. „Hat es sich gelohnt, so früh aufzustehen?“ Die Antwort auf die Frage von Marktamtsleiter Baumbusch an die Besuchern fällt einstimmig aus: „Es hat sich gelohnt.“
Abschlussgespräch im Besprechungszimmer des Blumengroßmarkts
Für interessante Einblicke in den Berufsalltag eines landespolitischen Korrespondenten sorgte Theo Westermann beim Treffen des Presseclubs Karlsruhe. Der Vollblutjournalist stellte die Schwerpunkte seiner Arbeit vor, sprach über die Vorteile einer Agenturlösung, geänderte Wettbewerbsbedingungen, über Recherche und netzwerken (v.l. Theo Westermann, Irmgard Duttenhofer, Dietrich Hendel).
Am 3. Mai soll der Internationale Tag der Pressefreiheit wieder auf das im Grundgesetz garantierte Recht auf freie Pressearbeit und ihre Bedeutung als Voraussetzung von Demokratie hinweisen. Auch soll dieser Tag an die Verfolgung von Journalisten erinnern, die bei ihrer Berufsausübung von Gewalt, Folter und Tod bedroht sind. Die Presseclubs Karlsruhe und Baden-Baden richten deshalb einen Appell an alle Bürgerinnen und Bürger, sich an diesem Tag der Bedeutung von Meinungsfreiheit bewusst zu werden.
Leider werde immer häufiger beobachtet, dass dieses in der Verfassung garantierte Recht als Deckmäntelchen für Hass, Hetze und Beleidigungen dient – bei Demonstrationen ebenso wie in vielen digitalen Plattformen. Hiergegen müsse sich jeder und jede einzelne ausdrücklich zu Wehr setzen. Besorgniserregend sei auch die steigende Flut von Desinformationen im Internet. Deshalb fordert der Presseclub die politisch Verantwortlichen dazu auf, das Fach Medienkompetenz im Schulunterricht noch stärker zu verankern. Schon Kinder müssten lernen, zwischen seriösen und zwielichtigen Nachrichtenquellen zu unterscheiden.
Die beiden Presseclubs weisen weiter darauf hin, dass die Bundesrepublik sich – vor allem wegen der Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten bei Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen – um zwei Plätze auf der internationalen Rangliste zur Pressefreiheit (Quelle: Reporter ohne Grenzen) verschlechtert habe und aktuell auf Platz 13 von 180 Staaten liege – weit hinter den skandinavischen Staaten und hinter Costa Rica oder den Niederlanden. Die Zahl tätlicher Angriffe auf Journalisten habe sich von 16 Fällen im Jahr 2017 auf 83 im Jahr 2021 mehr als verfünffacht. Die meisten inhaftierten Journalisten gebe es zur Zeit in China und der Türkei. (Karin Triesch)
Zum ersten Mal in seiner mehr als 70jährigen Vereinsgeschichte als Branchenverband hat der Presseclub Karlsruhe e.V. einen Journalistenpreis ausgelobt. Als Preisträger der ersten Stunde wurde Rupert Hustede, Vollblutjournalist und langjähriger BNN-Redakteur, bei einer Feierstunde im Sandkorntheater ausgezeichnet. Urkunde und Preisgeld überreichten Irmgard Duttenhofer und Markus Schneider vom Vereinsvorstand.
„Der Preisträger hat komplexe regionale Schwerpunktthemen über viele Jahre hinweg kompetent aufgearbeitet, umfassend recherchiert, illustriert und die Ergebnisse in unzähligen Text- und Fotobeiträgen leserfreundlich vermittelt. Besonders das zukunftsorientierte Thema „U-Strab“ hat er von Anfang an für die Lokalberichterstattung sachlich und fair hinterfragt und seine Rechercheergebnisse tagesaktuell und engagiert in Print und Online veröffentlicht“, wurde Rupert Hustede in einer Urkunde bescheinigt.
In seiner Laudatio zeichnete KASIG-Pressesprecher Achim Winkel die Themenschwerpunkte und den Werdegang des Preisträgers nach. Er bezeichnete den stillen und besonnenen Kollegen als journalistisches Ideal eines engagierten Redakteurs, Autors, Reporters. „Das Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz zum Rechercheobjekt zu wahren ist eine der hohen Künste der Berichterstattung. Rupert Hustede beherrschte dies“, so der Laudator.
Dass er nicht nur ein guter Journalist, sondern auch ein witziger und pointiert argumentierender Redner ist, bewies Rupert Hustede bei seiner eigenen Dankesrede.
Der Journalistenpreis wird im Vereinsprogramm fest installiert werden, informierte Markus Schneider. Nach dieser gelungenen Premiere darf man sich schon jetzt auf eine Fortsetzung freuen.
Mit dem ersten Journalistenpreis des Presseclubs Karlsruhe wurde Rupert Hustede (r.) ausgezeichnet. Urkunde und Preisgeld überreichten Irmgard Duttenhofer (Vors.) und Markus Schneider (stv. Vors.). Laudator war Achim Winkel (r.)Ein feierlicher Moment: Irmgard Duttenhofer verliest die Urkunde. Auf der Bühne des Sandkorntheaters (v.r.) lauschen Preisträger Rupert Hustede, Laudator Achim Winkel und Moderator Markus Schneider.Rupert Hustede fand launige Worte des Dankes.Mit einem gemütlichen Beisammensein endete die Preisverleihung im Sandkorntheater.
Fotos: Peter Sandbiller, Susanne Winkel-Schiller, Fritz Bachholz
Am 16. Juli 2020 fand die diesjährige Jahreshauptversammlung des Presseclubs statt, Corona bedingt natürlich unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen. Das Protokoll hierzu finden Sie hier.
Die Mitglieder des Presseclubs Karlsruhe sind nicht nur kompetente Journalisten, Redakteure und Pressesprecher, sondern auch anderweitig begabte und vielseitig engagierte Menschen. Zum Beispiel das Club- und Beiratsmitglied Rüdiger Homberg. Der Freie Journalist macht auch als Stadtführer in Karlsruhe eine gute Figur. Dennoch schlüpfte er, als er sich mit den Clubkolleginnen und -kollegen auf den Weg durch die Fächerstadt machte, zusätzlich in die Rolle des bruddeligen Briganden und des berühmten Karlsruher Baumeisters Friedrich Weinbrenner. Anhand steinerner Zeitzeugen und besonderer Anekdoten, führte er auf kurzweilige Weise die Stadt- und Kulturgeschichte, die kommunale und politische Lage der Stadt vor Augen, die wenige Tage zuvor ihren 305. Geburtstag feiern konnte.
Für ein
weiteres Highlight während der Tour sorgte Dirk Keller, Pfarrer der
Evangelischen Stadtkirche. Er begleitete die Gruppe in die Krypta der von
Weinbrenner entworfenen Kathedralkirche am Marktplatz, zu Weinbrenners Steinsarg
und den in Beton gegossenen Fragmenten des Engels auf dem Kirchendach, die
Weinbrenners Sarkophag einrahmen.
Es war eine außergewöhnliche Stadtführung. Das bestätigten am Ende Presseclubvorsitzende Irmgard Duttenhofer und alle Clubmitglieder, die sich fußläufig auf den Weg durch die Karlsruher Innenstadt gemacht haben.
Stadtführer Rüdiger Homberg
Die Presseclubmitglieder lauschen aufmerksam den Worten ihres Stadtführers Rüdiger Homberg
Mit Mundschutz in der Kirchenkrypta
Pfarrer Dirk Keller hält den Kopf eines Engels in der Hand. Er ist identisch mit dem himmlischen Wesen auf dem Kirchendach
Er lebte in der Zeit
der Renaissance, des Aufbruchs und der Aufklärung: Hans Baldung Grien. Sein
Lehrmeister war Dürer, seine Zeitgenossen Luther und Gutenberg, sein eigenes
Atelier gründete er in Straßburg.
Hans Baldung Grien war
schon zu Lebzeiten ein anerkannter Künstler. Zu seinen Bewunderern gehörte auch
die großherzogliche Familie von Baden. Er stammt aus einem gut betuchten und
akademischen Elternhaus. Zeitlebens hat er Themen neu interpretiert.
60 Jahre nach einer
ersten Retrospektive mit Werken von Baldung öffnete die Staatliche Kunsthalle
Karlsruhe erneut ihre Archive, entnahm 50 Skizzen, Bilder und das Skizzenbuch
des Künstlers, ergänzt sie um 200 Leihgaben, darunter viele Raritäten und ein
aus Bildteilen mühsam zusammengefügtes Werk, das angekauft werden konnte.
Hans Baldung, genannt
Grienhans, war vielseitig begabt. Unter anderem malte er Madonnen und Hexen.
Die Ausstellung stellt sowohl die heiligen als auch die unheiligen Motive des Malers
vor.
Von der besonderen
Qualität der Großen Landesausstellung Baden-Württemberg konnten sich die
Mitglieder des Presseclubs Karlsruhe bei einer sehr fachkundigen Führung durch
die Kuratorin überzeugen.
Der Rückblick in die Historie fiel bewusst kurz aus, als der Presseclub Karlsruhe seinen 70. Geburtstag feierte. Die eigentlichen Schwerpunktthemen betrafen Gegenwart und Zukunft der Branche. Redakteure, Journalisten und Pressesprecher waren eingeladen, den Wandel in der Medienlandschaft zu reflektieren. Bei dieser „Familienfeier“ blieb man weitgehend unter sich und konnte so im Marstall der Musikhochschule Karlsruhe Klartext reden, professionell moderiert von Fernsehmann Markus Brock.
Markus Brock und Irmgard Duttenhofer (Foto: Felix Doll)
Ganz bewusst habe
man sich für die Musikhochschule als Veranstaltungsort entschieden, so Presseclub-Vorsitzende
Irmgard Duttenhofer. Hausherr Jürgen Christ, Leiter des Instituts für
Musikjournalismus, machte deutlich, wie crossmedial die Studenten dort auf
ihren Arbeitsalltag vorbereitet werden. „Dafür kommen alle nahtlos bei Print
und Rundfunk unter“, freute er sich für die Absolventen.
Markus Brock und Jürgen Christ (Foto: Felix Doll)
Für die Anfänge des
Presseclubs waren die Badischen Neuesten Nachrichten und Verleger Wilhelm Baur
maßgebend. Kaum war die Tageszeitung nach dem Krieg lizensiert, schlossen sich auch
schon die Redakteure aus Karlsruhe und Umgebung zum Berufsverband zusammen. Das
verschaffte dem Karlsruher Club den Vorsprung in Deutschland.
Die Redakteure liebten
ihre Tagesarbeit, sie schätzten aber auch das Beisammensein im Kollegenkreis.
Vom Feierabendbier bis zum rauschenden Presseball – die Zeitungsmacher wussten
zu genießen. „Pressebälle sind überholt, das Bier trinkt man heute zuhause, die
eigene Familie geht vor“, weiß Dr. Klaus Gaßner, Redaktionsleiter der Badischen
Neuesten Nachrichten.
Markus Brock und Dr. Gaßner (Foto: Felix Doll)
Nicht nur die
sozialen Kontakte haben sich verändert. Auch die Tageszeitung befindet sich im
Wandel. Auf der einen Seite werden Newsrooms eingerichtet und die
Digitalisierung vorangetrieben, auf der anderen Seite zieht die Stadtredaktion
von der grünen Wiese an ihren innerstädtischen Nachkriegsstandort zurück. Die
Nähe zu den Lesern hat noch immer Gewicht, weiß Gaßner.
Nähe trotz
Digitalisierung macht auch für die Erste Bürgermeisterin Gabriele
Luczak-Schwarz Sinn bei der Arbeit des Presse- und Informationsamtes der Stadt
Karlsruhe. Dabei seien externe Informationen für Presse und Öffentlichkeit nur
die eine Seite der Medaille, ebenso wichtig sei die interne Kommunikation. Die
Mitarbeiter müssen mitgenommen werden, begründet die Wirtschaftsbürgermeisterin
den Prozess.
Erste Bürgermeisterin Luczak-Schwarz (links) überreichte ein Geschenk an die Vorsitzende Irmgard Duttenhofer und ihren Stellvertreter Markus Schneider (Foto: Felix Doll)
Rede-Europameister
Klaus-Ulrich Moeller, selbst freier Journalist und Autor, legte den Finger in
die Wunde und zeigte auf, wie sehr die Digitalisierung den Menschen verändere
bzw. unnötig mache. Roboter ersetzen Kopf und Hände, implantierte Chips
fungieren als Bankkarte, Datenbanken verdrängen Duden und Brockhaus. „Mobil,
agil, debil“, war deshalb die Schlussfolgerung des Gastredners, der sich die
Frage stellte, wie viel Neues der Mensch eigentlich ertragen könne.
Dr. Klaus-Ulrich Möller (Foto: Felix Doll)
Den Blick nach vorn
richteten auch Irmgard Duttenhofer und ihr Stellvertreter Markus Schneider. Der
Verein muss sich neu erfinden, sein Profil schärfen, weiß die Vorsitzende. Denn
über die Jahrzehnte ist in Vergessenheit geraten, dass es sich beim Presseclub
nicht um einen mildtätigen Verein, sondern um einen Berufsverband handele. Das
ist ein Novum in Deutschland, so die Vorsitzende, „das eröffnet uns aber auch
neue Perspektiven.“
Trotz
Branchenverbands-Status nahm der Verein das Jubiläum zum Anlass, an fünf
caritative Einrichtungen zu spenden. „Schließlich ist es üblich, dass es zum
Geburtstag Geschenke gibt“, waren sich die Vorstandsmitglieder einig.